Presseerklärung zum Start der Kampagne zur Sanierung/Neubau Kastanienallee (Rosenthal)

Presseerklärung und Stellungnahme des Vereins für nachhaltige Verkehrsentwicklung e.V. für die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien in der BVV Pankow zur Sanierung/Neubau der Kastanienallee in Pankow/Rosenthal

Anlässlich des Starts zur Kampagne zur Sanierung/Neubau der Kastanienallee veröffentlichen wir foglende Stellungnahme und Presseerklärung:

Hintergrund:

Laut Plänen des Senats und des Bezirksamts soll die Kastanienallee in Pankow/Rosenthal beginnend ab dem Jahr 2019 saniert bzw. neu gebaut werden. Die Kastanienallee führt durch dicht besiedeltes Wohngebiet im dörflich geprägten Rosenthal, welches aktuell – u.a. durch die GESOBAU – mit zusammen über 140 Wohneinheiten noch stark nachverdichtet wird. Die Anwohner sind durch den Industrie- und Pendlerverkehr von/nach Reinickendorf bereits jetzt gesundheitsgefährdenden Lärmbelastungen >65dB(A), Schadstoffemissionen, Verkehrsgefahren und Erschütterungen der Häuser ausgesetzt.

Die Seit März 2017 veröffentlichte Vorplanung des Bezirksamts sieht u.a. vor:

  • Erweiterung einer Wohngebietsstraße zu einer Verkehrsschneise für Pendler und Schwerlastverkehr

  • Umwandlung einer Allee in eine Straße durch Wegfall aller Bäume ab Eschenallee

  • Tempo 50 durchgehend – statt heute überwiegend Tempo 30

  • Wegfall aller Parkplätze trotz bereits voll ausgelastetem Parkraum im Wohngebiet

  • Radschutzstreifen (aufgemalt) beidseits

Die absehbaren Folgen davon sind:

  • Fehlanreize für Pendler und Schwerlastverkehr

  • Noch weitere Zunahme des Verkehrs, des Lärms, der Gesundheits- und der Verkehrsgefahren

  • Zerstörung des dörflichen Ortsbilds durch eine baumlose Verkehrsschneise

  • Zerteilung eines Wohngebiets in Rosenthal, kein sicherer Schulweg möglich

  • Massiver Parkplatzsuchverkehr in den Nebenstraßen

Wir stellen hierzu fest:

Die Notwendigkeit der Sanierung der Kastanienallee ist unbestritten. Bis heute liegt jedoch kein Verkehrskonzept für den Pankower Norden vor, das die Industrie-, Pendler-, Fahrrad- und ÖPNV-Verkehre sinnvoll ordnet. Die aktuelle Planung berücksichtigt ausschließlich Interessen von Pendler- und Schwerlastverkehr, verschärft die bestehenden Probleme noch, setzt Fehlanreize und macht die Anwohner in Rosenthal einseitig zu Verlierern einer konzeptlosen Verkehrspolitik. Die Dichte der Wohnbebauung ab Eschenallee ist mit dem 1. Bauabschnitt der Kastanienallee jenseits Friedrich-Engels-Str. nicht vergleichbar und macht eine andere Planung erforderlich. Es ist absehbar unmöglich, die bereits jetzt gesundheitsgefärdenden Lärm- und Emissionsbelastungen bei einer Tempo 50-Straße im Stile einer Bundesstraße und weiterem Verkehrswachstum trotz offenporigen Asphalts verringern zu können. Dies wäre nur mit einer Tempo 30-Straße möglich. Den Interessen des Radverkehrs ist mit der aktuellen Planung nicht gedient, da in diesem Abschnitt kein Bedarf für durchgehenden Verkehr besteht (senkrechte Zufahrt auf Friedhofsmauer, Radverkehr wird immer kürzere Wege nutzen!).

Wir fordern daher:

  1. Der zu fordernde Interessensausgleich zwischen Verkehrsfunktion der Kastanienallee und den Anwohnern, deren Lärm- und Gesundheitsschutz sowie dem Ortsbild ist nur durch die Beibehaltung einer Tempo 30-Straße für Mischverkehr zu gewährleisten (keine Änderung des Status seit vielen Jahren).

  2. Neupflanzung von Bäumen zur Wahrung des Ortsbilds im dörflichen Rosenthal und zur Erhaltung der Lebens- und Wohnqualität im Wohngebiet (analog z.B. Blankenfelder Straße/Frz. Buchholz).

  3. Radverkehr benötigt sinnvolle, kurze, schnelle und sichere Verbindungen nördlich und südlich der Kastanienallee nach Frz.-Buchholz und Zentrum Pankow bzw. nach Wilhelmsruh. Hierfür sind bedarfsgerechte und attraktive Radrouten und Radverkehrsstraßen nördlich/südlich der Kastanienallee zu planen (z.B. Kirch-/Nordend-/Waldstraße). Ebenfalls ist eine tangentiale Radroute entlang des Nordgrabens zu erwägen.

  4. Im Rahmen eines Verkehrskonzepts für den Pankower Norden sind dringend Alternativen, Umfahrungen und Regulierungen für rund um die Uhr und an allen Tagen fahrenden Schwerlastverkehr von/nach Reinickendorf zu erarbeiten.

Wir fordern intelligente Konzepte und Kompromisse, um Mehrwert für alle Beteiligten zu schaffen im Sinne einer modernen, ökologischen, sozialen und nachhaltigen Verkehrs- und Statdentwicklungspolitik. Wir halten die aktuelle Planung der Kastanienallee mit den genannten Grundsätzen für unvereinbar.

Kontakt zum Verein für nachhaltige Verkehrsentwicklung e.V.

10 Gedanken zu „Presseerklärung zum Start der Kampagne zur Sanierung/Neubau Kastanienallee (Rosenthal)“

  1. anm:
    zusätzlich zu den oben angeführten neu entstehenden wohneinheiten kommen die modularbauten für eine große zahl von flüchtlingen auf dem grundstück kirchstraße 69. bei einer schätzung von zusätzlich 300 kindern in den neuen wohneinheiten kann man davon ausgehen, daß mit den flüchtlingsfamilien ( spätestens beim familiennachzug ) weitere 600 kinder in naher zukunft hier aufwachsen.
    was wäre verkehrsrelevant zu berücksichtigen ?
    1. die anzahl der fußgänger zur und von der tram-haltestelle nordendstraße wird weiter zunehmen ( eine analoge zunahme ist wegen der wegfallenden parkmöglichkeiten zu erwarten, weil die bürger “vorsichtshalber ” ihren langgesuchten auto-parkplatz nicht aufgeben wollen…deswegen nehmen sie vermehrt den öffentlichen personen nahverkehr in der woche…mit der folge, dass die nebenstraßen blockiert sind )
    2. angekündigt sind modulare schulneubauten bzw erweiterungsbauten, wozu die flächen an der bestehenden schule in der kastanienallee genutzt werden können….das aufkommen der schüler zu fuß und durch die kfz der helikoptereltern welche ihre kinder bis auf den schulhof fahren möchten,wird weiter steigen..
    3. die kinder ( und alle anderen fußgänger sowie die anlieger ) leiden auf dem schulweg unter dem vermehrten schwerverkehr mit dieselbetrieb
    4. am angerweg werden weitere neubauten für junge familien entstehen
    5. durch die verdichtung des wohnungsbaus , insbesondere der vielen neubauten von ein und -zwei familenhäusern hat auch die bevölkerungsdichte um die kastanienallee stark zugenommen…erfreulicherweise in einer einkommensstarken sozialstruktur..mit vielen kindern…..aber auch mit fast durchgängig zwei kfz je haushalt….es fehlt an einer entsprechenden demographischen erhebung…es fehlt z. b. ein bus mit halt an der schule
    6. die planung der kastanienallee berücksichtigt nicht den zustand der nebenstraßen…beispielweise der katastrophalen akazienallee…kinder können diese straßen schlecht nutzen, da unwegsam und dunkel

    wieterhin ist sind klimaveränderungen nicht berücksichtigt:
    – der überwiegende westwind wird zur zeit durch die grßen kastanien für die anlieger der kastanienallee abgefangen. mit wegfall der großen bäume und der zunehmenden randbebauung ensteht ein windkanal, welcher durch die verstärkt aufkommenden stürme zu ernsthaften problemen führen kann
    – die gesamte gegend war bis in die 60ziger jahre von außerordentlich vielen offenen abwassergräben durchzogen. nun ist fast alles versiegelt und die restlichen gräben werden trocken gelegt…im rahmen der nachverdichtung. das grundwasser steigt und die straßen bekommen probleme. besonders gravierend ist der abfluß des zunehmenden starkregens in der kastanienallee zw. birkenallee und eschenallee…die bauausführung muss das berücksichtigen…es ist eine sehr genaue bodenbeschaffenheitsprüfung erforderlich…insbesondere vor und gegenüber der kastanienallee 104….und die abwässerkanäle brauchen rückhalteeinrichtungen zu den anliegenden hausern

    weiterhin ist nicht berücksichtigt, dass der senat die baupläne elisabeth aue wieder aufleben lassen kann…mit 5000 wohnungen, wie in den medien kolportiert. das würden ca 6000 fahrzeuge zusätzlich sein, welche zu einem großen teil die verbindung nach reinckendorf und zum flughafen tegel ( mit immer neuen gutachten und weiterer schlamperei auf der jahrhundertbaustelle schönenfeld letztendlich für immer offen gehalten…) über die kastanienallee nutzen. oder umgekehrt nutzen ca 5000 neu entstehende haushalte auf dem gelande des evt. ehemaligen flughafen tegel die kastanienalle um zum autobahnzubringer 114 zu gelangen. zusätzlich wird die 114 künftig jahrelang saniert, mit der folge, dass ein teil der starken verkehrsaufkommen sich einen weg durch die dietzgenstraße suchen wird…..mit auswirkungen auf die kastanienallee

    fazit: es fehlt ein ganzheitliches verkehrskonzept für den norden berlins
    ….als sofort zu verwirklichende erstmaßnahme sollte ganz rosenthal nur mit 30 kmh befahrbar sein und die planung sollte modifiziert werden
    mfg, db

    1. Sehr geehrter Herr Burkhardt, genau das ist das Ziel des Vereins für nachhaltige Verkehrsentwicklung. ich hoffe, Sie kommen am Mittwoch zur Bürgerinformationsveranstaltung und fragen Herrn Kirchner danach, denn er ist derjenige, der dieses Konzept erarbeiten will und muss. Viele Grüße Ingo Baenisch

      1. Guten Tag,

        es ist sicherlich sinnvoll, die Bürgerinformationsveranstaltung in den sozialen Medien zu bewerben, um möglichst viele TeilnehmerInnen zu gewinnen.

        Gibt es eine URL, auf die verlinkt werden kann?

        Mit einem herzlichen Gruß,
        Georg

      2. sehr geehrter herr baenisch, leider bin ich am mittwoch terminlich verhindert. die sache ist bei ihnen in guten händen. wir danken für ihr engagement. mfg, db

  2. Hallo,

    gibt es bereits einen Austausch mit der ADFC-Gruppe im Bezirk Pankow zur Optimierung des Radverkehrs in der Kastanienallee und den umliegenden Straßen?

    Mit einem hezrlichen Gruß,
    Georg

    1. Hallo Georg,
      haben Sie einen Kontakt, den wir ansprechen könnten? Dann geht’s schneller. Vielen Dank. Ingo Baenisch

      1. Hallo Ingo,

        die Ansprechpartnerinnen der ADFC-Gruppe im Bezirk Pankow sind
        Frau Jäger und Frau May.

  3. und sie tun es doch

    ….so schnell wird eine hypothese von der ( künftigen ) realität eingeholt. was in meinem ersten kommentar im konjunktiv als mögliches wiederaufleben von senatsbauplänen vermutet wurde , wird jetzt schon im kontext der wohnungsbaupolitik ersthaft diskutiert. es folgt im wörtlichen zitat eine passage aus dem leitartikel der BERLINER ZEITUNG vom 23. Januar 2018 Seite 1 :

    ” Außerdem müssse es mehr bezahlbares Bauland geben. Hierzu müssen alle Bauland-Reserven auf den Prüfstand gestellt werden, und da brauchen wir auch wieder eine Diskussion um das Tempelhofer Feld oder die Elisabeth-Aue……..die Bebauung der Elisabeth-Aue wurde von Rot-Grün Z U M I N D E S T bis 2021 Z U R Ü C K G E S T E L L T. Auf beiden Flächen waren rund 10.000 Wohnungen geplant ” ( ende des zitats )

    Fazit: die daten und angaben der aktuell gerade amtierenden politiker werden schon in der nächsten legislaturperiode obsolet sein. mit jedem wechsel der politisch handelnden personen wird eine ” neue sau ” durch pankow getrieben …siehe die unendliche geschichte zum bahngelände pankower tor.

    Mit dann evt. 10 000 neuen wohnungen allein auf der elisabeth-aue sind 11 000 prognostizierte fahrzeugbewegungen in der kastaninenallee gelinde gesagt unseriös. die grünen politiker bemühen sich ihr ( kleinteiliges ) klientel zu befriedigen und sprechen von schützenswerten ” seltenen Pflanzen ” die sich auf dem ehemaligen mauerstreifen oder am nordgraben angesiedelt hätten und erhaltenswert seien….deswegen können man nicht die diskussion über nach der wende hinterfragte alternative verkehrswege im norden rosenthals wieder aufnehmen. dass die lebensqualität der kinder und anlieger der kastanienallee evt. auch schützenswert ist, muss dabei natürlich hintenan stehen.

    auch im größeren rahmen ist das alles nicht mehr zu verstehen. anstatt über ein nachhaltiges verkehrskonzept nachzudenken wird die zukunft des pankower nordens bewusst verspielt.
    mfg, db

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